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Stangl, Marie-Luise

Autorin von:
"Der Bambus"

Stangl, Marie-Luise
Eines Tages lag die Erzählung vom BAMBUS in unserem Briefkasten. Ich weiß nicht, wer sie uns geschickt hat, auch nicht, wer sie geschrieben hat. Doch ich habe sie als etwas in mein Leben aufgenommen, das wichtig für mich ist. Ich begann zu fragen, wo ich in dieser Geschichte stehe. Und ich fing an mich darin zu üben, dem Bambus ähnlicher zu werden. Später nahm ich die Erzählung auch in die von uns gehaltenen Seminare auf. Ich las sie den Teilnehmern vor und forderte sie auf, in ihrem Herzen darüber nachzusinnen, an welcher Stelle des beschriebenen Geschehens sie selber stehen. Wie oft spürte ich danach eine tiefe Betroffenheit bei den Teilnehmern, ein Erschrecken, aber auch eine tiefe Sehnsucht nach dem, was uns die Geschichte sagt: nach Vollkommenheit, nach Selbstaufgabe, nach Liebe. Wie froh bin ich, das die Geschichte vom BAMBUS nun in dieser Reihe mehr Menschen vermittelt werden kann. Ich bin sicher, daß in ihnen allen diese Sehnsucht nach tiefen inneren Ehrfahrungen, nach Vervoll- kommnung und nach Liebe ruht. Und ich bin sicher, daß alle, die die Geschichte vom BAMBUS lesen und sie in ihrem Herzen bewegen, ein wenig mehr zu dieser Vervollkommnung und Liebe hinreifen. Für manche, so habe ich mir sagen lassen, hat diese Erzählung vom BAMBUS einen traurigen Ausgang. Aber warum? Ist es traurig, wenn der reife Apfel vom Baum fällt? Ist es traurig, wenn das Samenkorn stirbt, um Frucht zu bringen? Der Bambus stirbt nicht, er wandelt sich, so wie alles Geschaffene sich wandeln muß. Auch wir sterben nicht, wenn wir versuchen, das Ego in uns loszulassen, um unser Innerstes der Liebe zu öffnen und zu ihr hinzureifen; sondern wir werden so, wie "der Herr des Gartens" uns gedacht hat: rein, vollkommen und absolute Liebe. Dies wünsche ich allen, die diese Geschichte vom BAMBUS lesen und sich ins Herz fallen lassen.
Ihre Marie-Luise Stangl
Rothenberg, Sept. 1982